Touch It (Gestaltung von Multitouch HMIs) – Teil 1

Multitouch ist für viele industrielle HMIs zum Standard geworden. Smartphones und Tablets haben uns den Weg gezeigt. Bei der Entwicklung einer Multitouch-HMI müssen jedoch einige Punkte beachtet werden. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Design-Empfehlungen für Sie zusammengestellt.

Kenne Deine verwendete Touch-Technologie

Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie die Berührung auf dem Bildschirm erkannt wird. Grundsätzlich werden folgende Techniken unterschieden:

  • Mechanisch
  • Optisch
  • Kapazitiv
  • Akustisch

Jede Technik hat Vor- und Nachteile. Die Touch-Technologie wirkt sich auf das Design des HMI aus und bestimmt, ob Multitouch- und Gesteninteraktion überhaupt möglich ist. In industriellen Anwendungen werden jedoch die folgenden Berührungstechniken verwendet:

  • Resistiver Touch
  • Projiziert kapazitiver Touch (PCAP)
  • Infrarot Touch (IR)

Resistiver Touch

Beim resistiven Touchscreen trennen Abstandhalter (Punkte) zwei elektrisch leitende Schichten (Folienglas oder Glasglas). Durch Druck auf die obere Schicht berührt diese die untere Schicht und sorgt für einen veränderten elektrischen Widerstand, der von der Steuereinheit erfasst wird.

PROS

  • Preiswerte und bewährte Touch-Lösung
  • Kann mit Handschuhen und Stiften bedient werden
  • Sicher bezüglich externem Auslösen
  • Geeignet für den Außenbereich oder in schmutziger Umgebung

CONS

  • Erforderliche (minimale) Kraft für den Betrieb
  • Nicht geeignet für Multitouch- und Gestenbedienung
  • Touchscreen benötigt immer einen Einbaurahmen
  • Folie verschluckt das Bildschirmlicht teilweise (kontrastarme und verschwommene Darstellung auf dem Bildschirm)

Projiziert kapazitiver Touch (PCAP)

Beim kapazitiven Touch werden Leiterbahnen (Elektroden) auf einem Schutzglas vor dem Bildschirm in x- und y-Richtung kreuzweise beschichtet. Auf diese Weise entsteht an den Kreuzungspunkten ein Kondensator. Wenn ein Finger oder ein leitfähiger Gegenstand einen solchen Punkt berührt, fließt die Ladung an dieser Stelle ab. Die gemessene Kapazitätsänderung zeigt den Berührungspunkt an.

PROS

  • Sehr gut geeignet für Multitouch- und Gesteninteraktion
  • Brillante Anzeige des Bildschirminhalts
  • Schutz vor Beschädigungen durch Schutzglas
  • Ermöglicht neuen Formfaktor durch rahmenlose Installation
  • Etablierte Technologie der meisten Smart Devices

CONS

  • Kann nicht mit Handschuhen oder nur mit dünnen Handschuhen betrieben werden
  • Erfordert einen speziellen Stift für die Stiftbedienung
  • Nicht für den Einsatz im Freien oder in feuchten Umgebungen geeignet

Infrarot Touch (IR)

LEDs am Bildschirmrand erzeugen ein Raster von Infrarotstrahlen direkt auf der Oberfläche. Detektoren an den Seiten des Displays empfangen das ausgesandte Licht wieder. Die Steuereinheit erkennt, ob ein Objekt das Licht auf dem Weg zum Detektor blockiert.

PROS

  • Geeignet für Multitouch- und Gesteninteraktion
  • Brillante Anzeige des Bildschirminhalts
  • Ermöglicht den Betrieb mit Handschuhen
  • Wird hauptsächlich für sehr große Touchscreens verwendet

CONS

  • Einfallendes Licht kann unbeabsichtigt einen Touchscreen auslösen
  • Schmutz oder Staub auf dem Infrarotstab um den Bildschirm können zu Fehlfunktionen führen
  • Touchscreen benötigt immer einen Einbaurahmen

Epfehlung: An den kapazitiven Touchscreens führt kein Weg vorbei, wenn Sie eine HMI mit echter Multitouch- und Gesteninteraktion implementieren möchten. Nur diese Touch-Technologie vermittelt dasselbe Benutzererlebnis wie die Smart Devices. Mittlerweile stehen der Industrie solche Geräte in großer Anzahl und zu vernünftigen Preisen zur Verfügung.

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